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Haare und ihre unterschiedlichen Funktionen

Die Haare einer Spinne sind für sie nicht nur ein Fell, das gepflegt werden muss, sondern ein Sinnesorgan mit dem die Spinne schmecken, riechen, hören, fühlen und laufen kann.

An Tarsus und Metatarsus finden wir beim aborealen Spinnen die besonders stark ausgeprägte Scopula. Diese samtartigen Flächen ermöglichen es der Spinne auch an sehr glatten Flächen zuhaften. Bei der Betrachtung der Scopula unter einem Mikroskop, erkennt man feine Härchen die büschelweise zusammenstehen. Diese Haare sind bei noch stärkerer Vergrößerung als tausendfach gespalten zuerkennen. Jedes einzelne Haar ist aufgesplittet in 500 bis 1000 feinste Chitinhärchen. An einer Glasscheibe sitzend verfügt die Spinne so über abertausende Kontaktpunkte. Diese feinen Härchen nutzen die Adhäsionskräfte des überall anhaftenden Wasserfilms, somit "klebt" die Spinne regelrecht an der Scheibe.

Tasthaare

Das Tasthaar ist im Tierreich weit verbreitet, und hat bei den Spinnen eine Spezialisierung erfahren. Die Tasthaare sind an einer Membran eingelenkt, und reizen über diesen Hebel bei Bewegungen den angebunden Dentriten. Ein einzelnes Haar wird von 3 Dendriten, den Sinneszellen versorgt. Diese drei Sinneszellen reagieren unterschiedlich auf seitliche Auslenkung oder Drehung der Haare. Daraus lässt sich schließen das die Spinne die genaue Richtung erkennen kann aus der der Reiz kommt. Die Haare lösen nur beim Beugen des Haar einen Reizimpuls aus beim Zurückschnellen fehlt der Impuls. Das ist insofern begründet, als dass auf diesen Reizimpuls hin ein Fluchtverhalten ausgelöst wird, würde ein zweiter Impuls folgen wiederholt sich die Reaktion unnötigerweise. Diese Haare reagieren auf direkte Berührung.

Tasthaar
"Hörhaare"

Diese um ein vielfaches feineren Haare sind in Ihrer Funktion den Tasthaaren ähnlich. Das sehr dünne und lange Haar ist in einer sehr feinen Membran verankert. Zum Schutze dieser sensiblen Mechanik ist das Haar in den Außenpanzer eingelassen und wird von dem Kutikulawall umschlossen. Diese Trichobothrien werden von 4 isolierten Dentriten versorgt. Davon reagieren 3 auf die Auslenkung des Haars, der vierte koordiniert wahrscheinlich das System. Diese Haare sind so fein, dass sie durch Schallwellen bewegt werden, so ist es der Spinne möglich das Summen einer Wespe oder ähnlicher fliegender Beutetier genau zu orten. Mit diesen Haaren hört die Spinne. Bei einigen Vogelspinnen fand man diese Haare in veränderter Form vor. Aus dem feinen Haar war eine kleine Keule geworden, die aufgrund ihrer relativ hohen Masse hervorragend auf Erschütterungen reagiert. Ähnlich einem Seismographen.

becherhaar2
Geschmack und Geruchshaare

Der Unterschied zwischen schmecken und riechen liegt nur darin, dass beim Riechen gasförmige Duftstoffe wahrgenommen werden, beim Schmecken die chemischen Eigenschaften des Stoffes durch Berührung registriert werden. Bei diesen Haaren ist der Aufbau etwas anders, das Haar ist ebenfalls an einer Membran aufgehängt, die ca. 20 Dendriten werden im Haar innerhalb eines Kanals bis an die Spitze durchgeführt. Der Ansatz wird von der Kutikula umgeben und geschützt. Die Dendriten reagieren auf chemische Reize und sind so empfindlich, dass die Spinne damit frischtote Beute von schon zur Verwesung übergangener Beute bereits bei der ersten Berührung unterscheiden kann. Nur zwei Dentriten an der Membran reagieren auf Bewegung.

Geschmackshaar
Einzelspaltensinnesorgan

Zur Orientierung verfügt die Spinne über ein sehr komplex aufgebautes System aus Propriorezeptoren. Diese Rezeptoren sind über die gesamte Spinne verteilt und registrieren jede noch so kleine "Verbiegung" des Außenskeletts. Mit ca. 3000 Spaltsinnesorganen, entsteht so im Gehirn der Spinne ein genauer Film über die Bewegungen der Beine. Um den gegangenen Weg zurückzufinden spult sie den Film "einfach" rückwärts ab. Diese Orientierung funktioniert natürlich nur solange, wie die Position der Spinne nicht verändert wird, wenn wir das Tier also anheben und 30cm entfernt wieder absetzen, sind alle gespeicherten Informationen nutzlos, und die Spinne orientierungslos. Diese Zellen bestehen zwei Chitinwülsten die außen und innen durch eine Membran geschlossen werden, an jeder dieser Membranen setzt an der empfindlichsten Stelle ein Dendrit an, diese Sinnesorgane sind so fein, das sie auf eine Deformation um wenige Atomdurchmesser(!) reagieren.

Spaltsinnesorgan
Haut

Die Haut der Spinne ist mit abertausenden Sinnesorganen besetzt, und entsprechend ist es nicht wunderlich das die Tiere viel Zeit damit verbringen sich zuputzen. Die einzelnen Sinnesorgane können nur funktionieren, wenn sie sauber sind. Trockene Schmutzteilchen werden einfach abgebürstet, gegen Pilze und Bakterien kommt mal wieder die Chemie ins Spiel. Wie viele andere Tiere auch nutzt die Spinne hier ihren Speichel. Der gesamte Körper wird eingespeichelt, gegen die starken Verdauungsenzyme haben Pilze und Bakterien keine Chance. Zum Putzen zieht die Spinne ihre Gliedmaßen an den Kauladen vorbei. Diese mit kleinen Zähnchen besetzten Platten dienen als Kamm. Die Haut der Spinne ist sehr kompliziertes Gebilde. Die eigentliche Körperhaut, die Epidermis wird durch die Kutikula geschützt. Die Kutikula besteht gleich einem Verbundwerkstoff aus mehreren Schichten mit unterschiedlichen Eigenschaften. Je nach Körperstelle sind die Schichten unterschiedlich ausgeprägt, und die Kutikula hat die dort geforderte Eigenschaft, an den Gelenken ist sie beweglicher, die Krallen sind wie die Chelicerenklauen entsprechend härter. Durch alle Schichten verlaufen Poren, durch die mit Drüsen in der Epidermis verbunden sind. Dort wird eine fettähnliche Substanz abgesondert, die beim Putzen gleichmäßig verteilt wird.

Autotomie

Eine lebensrettende Eigenschaft von Spinnen. Gerät die Spinne in die Fänge von Fressfeinden, kann sie um zu flüchten einzelne Beine abwerfen. Die Coxa bleibt dabei erhalten, und die Sollbruchstelle ist so ausgestattet, dass zwei Chitinspangen die Wunde sofort verschließen. Die vorhandenen Muskeln und Nerven werden einfach gekappt. Nach der nächsten Häutung ist das Bein etwas reduziert bereit erneuert, 3-4 Häutungen später ist es dann vollwertig ersetzt. Auch geschlechtsreife Männchen verfügen noch über diese Eigenschaft, nur bilden sie kein neues Bein mehr, da weiter Häutungen ausbleiben.