Hey!
Es ging mir eigentlich nicht so sehr um die Frage, OB man seine Lieblinge erlösen darf, sondern konkret darum, ob man alte Männchen einfach an andere Vogelspinnen verfüttern darf?
Das eigentliche Thema wurde hier nur so angeschnitten... Ich hab garnicht damit gerechnet, so eine Welle von Text loszutreten mit meiner Frage......

Ich versuch mal zu antworten

Azrael hat geschrieben:Der Tod eines Tieres bedeutet Leben für ein anderes. Da macht es dann einfach wenig Sinn darüber zu philosophieren, warum etwa die Verfütterung einer Maus moralisch verwerflicher sein sollte als die einer Schabe... nur weil die nicht mit großen, dunklen Kulleraugen und weichem Fell Mitleid erregen? Womit hat es ein harmloses Heimchen verdient, dass dessen Leben aus fragwürdiger menschlicher Moral heraus weniger "hoch" eingeschätzt wird, als das eines Wirbeltieres? Ist das "gerecht"? Und könnten sich die Legionen von Versuchsmäusen entscheiden, ob sie ihr Leben im Dienste der menschlichen Eitelkeit lassen (Kosmetik, Forschung, Medikamente), oder lieber an eine Spinne verfüttert werden, wie würde deren Entscheidung wohl ausfallen?
Das ist eine sehr schwierige Frage, warum Insekten als Futtertiere erlaubt sind, aber lebende Wirbeltiere verboten... Ich hab mir über sowas auch schon Gedanken gemacht...
(Btw: In Europa sind Versuche an Tiere für die Kosmetikindustrie verboten - Quelle such ist sonst noch mal)
Azrael hat geschrieben:Nicht zuletzt sollte sich jeder mal ernsthaft die Frage stellen, warum derartige moralisch/ethische Gedanken immer erst mit dem Tod eines Tieres aufkommen. Praktisch jede Form der Tierhaltung befriedigt letzlich rein menschliche Interessen (Ego, Angeberei, Interesse, Neugier, Wissenschaft, Geld, Einsamkeit, Nahrung, whatever),
Das stimmt... Es gibt zwar Tiere, die durch unsere Entwicklungsgeschichte die Nähe zum Menschen suchen, womöglich auch auf ihn angewiesen sind (ich kann mir nicht vorstellen, dass zB ein Chihuahua jagen könnte *gg*), aber es ist ein schwieriges Thema... Es macht sich jedoch nicht jeder erst moralische / ethische Gedanken darüber mit dem (möglichen) Tod des Tieres.
Azrael hat geschrieben:Und mögen die Entschuldigungen, Motivationen oder Rechtfertigungen aus persönlicher Sicht noch so ehrenhaft, rechtschaffen oder "moralisch" sein, im Grunde wäre JEDE Tierart ohne menschlichen Einfluss/Fürsorge in echter Freiheit/Natur besser dran. Jede Form der Tierhaltung ist letztlich ein subjektiver Kompromiss, bei dem aber keiner mit einer moralisch "weißen Weste" rauskommt...
Da hast du Recht...nur machen sich die wenigsten Tierhalter darüber Gedanken... Ich sehe das so, dass solange man dem Tier ein gutes Zuhause gibt und es artgerecht hält, eine Haltung von Tieren ok ist... Es ist ein Kompromiss...
Azrael hat geschrieben:Und auch eine Dose Katzenfutter oder unsere geliebte Currywurst hat ihre "Vorgeschichte", deren ethische Bedenken von uns schlichtweg verdrängt werden... sobald der eigene Magen knurrt. Warum also nicht auch eine Spinne als Spinnenfutter?
Wie mit Tieren umgegangen wird, damit Menschen (oder auch Hunde / Katzen) sie essen können, darüber brauch ich wohl nichts zu sagen...
Ich denke, da ist der Tod eines Insektes durch eine Spinne (oder generell der Tod eines Beutetieres durch den Jäger) viel "humaner" und leidloser... Das einzige Gegenbeispiel was mir einfällt, ist die Gottesanbeterin, die ihre Beute bei lebendigem Leid frisst... Aber generell ist es in der Tierwelt so, dass das Opfer nicht lange leiden muss...
"geliebte Currywurst" ist Ansichtssache... Es gibt auch Menschen, die diese ethischen Bedenken nicht verdrängen... Es gibt so viel anderes, was der Mensch essen kann, wenn er Hunger hat...
Meine Spinnen haben diese Entscheidung aber nicht, sie ernähren sich rein carnivorisch... Und da ich meine Tiere artgerecht halten möchte, verfütter ich meinen Spinnen natürlich Insekten...
Ich kann aber nicht einen meiner Lieblinge an einen anderen Liebling verfüttern
Um zum Thema zurückzukommen:
Azrael hat geschrieben:versuche ich mich eben lieber an der Natur selbst zu orientieren... und dort gab es die letzten 500 Millionen Jahre eben keine Gefriertruhen, CO₂-Betäubungen, oder sonstige aus scheinheiliger Moral geborenen (und letztlich fremdbestimmten) "Lösungen"...
Ich würde auch versuchen, meinen Tieren einen möglichst natürlichen Tod sterben zu lassen; nicht verfüttern, da es ein unnatürliches "Nachhelfen" wäre (etwas anderes meiner Meinung nach, als wenn ich der Natur der Stärkere den Schwächeren frisst), sondern das Tier in Ruhe sterben lassen... Das betrifft aber nur die Art und Weise des Todes; ich würde meinem Tier auch helfen so gut ich kann, wenn es Krank und / oder schwach ist...
So ähnlich, wie es rennsauRO geschrieben hat:
rennsauRO hat geschrieben:Eine von meinen FB-Kontakten hat ihren Albobock bis zum Schluß gehegt und gepflegt, ihm auch die Leckerli "erlegt", dass er nur noch fressen brauchte. Klar war sie traurig, als er gestorben ist, aber sie hatte ein ruhiges Gewissen, dass es ihm bis zum Schluß an nichts gefehlt hat
In der Natur würde die Spinne den Hungertod sterben; genau wie eine Spinne, deren Chelizeren abgebrochen sind, wenn sie es nicht bis zur nächsten Häutung schafft... Ich hab aber die Möglichkeit, die Spinne vor beiden Schicksalen zu bewahren, also nutze ich sie...
Ich würde womöglich anders entscheiden, wenn es meinem Tier so geht wie der Katze von rennsauRO, denn trotz meiner Hilfe würde es sich dann quälen... Es wäre eine Einzelfallentscheidung... Wobei es bei Spinnen - wie ganz oben schon von mir erwähnt - schwierig zu entscheiden ist, wann eine Spinne leidet...
Das sind alles nur meine eigenen Ansichten - ich akzeptiere natürlich, wenn ihr es anders machen würdet bzw generell andere anders handeln würden, als ich es tun würde...
Zum Glück geht es meinen Tieren gut und ich muss mich zur Zeit noch nicht mit dieser Problematik beschäftigen...